DHBW Horb entwickelt Fahrzeuge für Burkina Faso

2023-03-01 11:00:13 By : Ms. ping liang

Aus einem Projekt der Horber Hochschule mit der TU München und der Universität Aube Nouvelle sind vier Konzepte elektrischer Transporter entstanden.

Von oben links im Uhrzeigersinn: Cargo Rocket, Muli, Africar und Elmossa. Grafiken: DHBW

Burkina Faso, das „Land des aufrichtigen Menschen“ feiert das 30-jährige Bestehen der Université Aube Nouvelle. 1993 von Präsident Isodore Kini als Privathochschule gegründet, ist die U-Auben mit 7000 Studierenden an zwei Standorten eine der bedeutendsten Hochschulen in der ECOWAS-Region, der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft.

„Aufgrund unserer guten Zusammenarbeit mit der Aube Nouvelle waren wir gemeinsam mit der TU München zur Panelsitzung über die Herausforderungen von Lehre in Zeiten der Transformation eingeladen. Leider nur online da unsere Hochschulleitung aufgrund der Sicherheitslage gekniffen hat. Die Forscherinnen der TU München waren da deutlich forscher und vor Ort“, erklärt Prof. Dr. Wolf Burger vom Campus Horb der DHBW.

Seit 2020 entwickeln Studierende des Campus Horb mit ihren Kommilitonen aus Burkina Faso in gemeinsamen Projekten Technologien für die nachhaltige Entwicklung der Subsahara-Region. „Gestartet sind wir mit kleinen Windkraftanlagen für eine autarke Energieversorgung im ländlichen Raum. Unsere Studierenden haben auf der Basis einer Pkw-Lichtmaschine einen effizienten Generator entwickelt, die Kommilitonen in Burkina Faso die Rotorflügel als Teil eines Zylinderabschnitts ausgelegt, berechnet und dann aus Kunststoff-Abwasserrohren gebaut“, erläutert Burger.

„Uns hat es dann natürlich gefreut, als wir jetzt gebeten wurden, die Entwicklung eines Studiengangs für Elektromobilität zu unterstützen“, so die Hochschule. In Kenia haben bereits einige Startups mit der Produktion von Elektromotorrädern begonnen, und in Afrika wächst der Bedarf an elektrischen Mobilitätslösungen zum Lastentransport stark. Deshalb arbeiten Studierende der DHBW aus Horb, Stuttgart und Mosbach gemeinsam mit 60 Kommilitonen in Ouagadougou und Dioulasso an neuen Konzepten.

Die Cargo Rocket („Frachtrakete) ist ein Lastenmoped mit großer, vorn liegender Ladefläche für eine Europalette. In den 50er-Jahren von Messerschmitt als Mokuli entwickelt, soll das Fahrzeug heute mit angepassten Namen und Antrieb in Burkina Faso den Lastentransport verbessern. „Kuli“ als Begriff habe jedoch heute einen äußerst abschätzigen Beiklang, „und der Verbrenner geht 2023 auch nicht mehr“, sind sich Aaron Moser, Vinzenz Tasler und Amer Hodzic Projektleiter vom Campus Stuttgart sicher.

Das Elmossa (Electric Mobility for Sub Saharan Africa) ist ein klassischer Dreirad-Kleintransporter wie der Goliath aus den 1950er-Jahren und die heute noch produzierte Ape. Bei den Entwicklungen sei es wichtig, die Montage- und Reparaturmöglichkeiten im ländlichen Afrika zu berücksichtigen. Deshalb stamme die Hinterachse des Fahrzeugs aus dem Anhängerbau, und die gesamte Tragstruktur bis zur Vorderradaufhängung basiere auf einem Anhänger des DHBW-Partnerunternehmens Stema. „Der Aufbau besteht aus Sperrholz, einem klassischen Konstruktionswerkstoff im Automobilbau in den 1930er-Jahren. Der Morgan Roadster in England wird heute noch mit einem Eschenholzrahmen ausgeliefert. „Wir brauchen keine Presswerkzeuge, und kleinere Schäden lassen sich schnell mit Weißleim und einer Schraubzwinge beheben“, erklären Philipp Eckenfels, Cedric Wirth und Kevin Vogel, Studenten der Holztechnik am Standort Mosbach.

Der Muli (Modularer Universal-Lastentransporter mit intelligenter Zugbildung) ist ein Velomobil und hat einen verstärkten E-Bike-Antrieb. Steuer-, Führerschein- und Zulassungsfreiheit machen das Fahrzeug besonders wirtschaftlich. Der teilautonome Anhänger für die Zugbildung wird zurzeit am Campus Stuttgart erprobt. Ein leistungsfähiger Rechner erkennt mit künstlicher Intelligenz das Zugfahrzeug an einem ArUco-Symbol – ähnlich einem QR-Code. Dann folgt der Hänger automatisch immer im gleichen Abstand und muss nicht von Hand an- und abgekoppelt werden.

Das Africar war ursprünglich ein Konzept zur Nachverwertung mechanischer Komponenten des Toyota Corolla. Diese Fahrzeuge sind in Afrika weit verbreitet, und es gibt eine gute Ersatzteilversorgung. Die Karosserie ist aus wasserfesten MDF-Platten aufgebaut. Die Elektrifizierung sei jetzt ein weiterer Schritt hin zu einem nachhaltigen Fahrzeugkonzept. „Wir hatten 2019 auf dem Innovationscampus in Empfingen eines unserer Moke-Strandfahrzeuge als Pickup für ein Hotel auf Mosambik umgebaut. Weil es wie immer schnell gehen musste, haben wir den Elektromotor direkt auf das Getriebe gesetzt und gemerkt, dass sich das Fahrzeug auch ohne Kupplung gut schalten lässt, und durch das Getriebe auch mit einem einfachen Elektromotor sehr gut fährt“, so Prof. Burger.

„Jetzt hoffen wir, dass die Investorensuche genau so dynamisch verläuft wie die Konzeptphase. Die Länder der Subsahara-Region orientieren sich gerade Richtung China und Russland neu aus. Wenn wir nicht wieder etwas beweglicher werden, landen sonst die Bodenschätze in China und die Menschen aus Afrika ohne Perspektive in Europa.“

Jana Legtenborg, TU München International GmbH und Dr. Philippe Kahoun, Université Aube Nouvelle.

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