Mercedes mit Google: Neue Softwarearchitektur soll 2025 starten

2023-03-01 10:58:42 By : Mr. Henry Wang

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Sehen und gesehen werden: Interieur der neuen Mercedes E-Klasse, oben in der Mitte die Selfiekamera Bild: Mercedes

Mercedes-Benz rückt eine neue Softwarearchitektur ins Zentrum der Fahrzeugentwicklung. 2025 soll sie starten. Vorboten zeigen sich schon jetzt in der neuen E-Klasse.

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D er Traum der Entwickler, Auto und Fahrer sollten miteinander verschmelzen, wird beginnend mit der neuen Mercedes-Benz E-Klasse wieder ein wenig realer. Früher wurde darunter die Verbindung zu Motor, Fahrwerk und Lenkrad verstanden. Künftig ist eine Softwarearchitektur gemeint, die sich um sämtliche Wünsche des Fahrers kümmert, im besten Falle noch bevor der selbst weiß, was er gleich möchte oder tun wird. Ob das jeder Autofan begrüßt?

Der Weg scheint unaufhaltsam, chinesische Kunden können angeblich gar nicht genug davon bekommen, Amerika und Europa ziehen mit oder müssen mitziehen. Nebenbei eröffnet der Vormarsch der Nerds eine Quelle, die zur Kompensation der wegen der Transformation zur Elektromobilität unter Druck stehenden Margen sprudeln möge.

Werktags grünes Innenraumambiente, am Wochenende Rotlichtatmosphäre? Der Mercedes kennt seinen Eigner und stellt dessen Vorlieben automatisch ein. Ärger im Büro? Erfasst und überträgt die pulsmessende Apple Watch, der Bordcomputer sendet sanfte Musik, spendet Duft und Massage. Sitzposition? Radiosender? Restaurantauswahl abhängig vom Rating? Youtube-Videostreaming? Sudoku zur Pause? Wird alles von Künstlicher Intelligenz passgenau serviert.

Die Software umgreift die gesamte Rechenkette, wird von Mercedes-Benz entwickelt und bedient sich je nach Bedarf der Größen des Silicon Valleys. Niemand soll mehr sein Telefon ins Auto spiegeln, Mercedes möchte die Kundendaten in der Hand halten. Auch weil sich daraus Geschäftsmodelle entwickeln, Erträge über ferngesteuert freigeschaltete Zusatzfunktionen generieren lassen.

Mercedes-Benz Operating System (MBOS) heißt die ehrgeizigste digitale Ausbaustufe, die konzentriert auf die Elektroautoflotte von 2025 an in voller Wirkung ausgerollt werden soll. Sie läuft im Hintergrund gleichzeitig sowohl im Bordrechner als auch in der Cloud und geriert sich als zentrales Nervensystem. Statt bislang von bis zu 150 Steuergeräten soll das Auto über vier Domänen gesteuert werden. Einen ähnlichen Ansatz fährt schon Tesla, Volkswagen ist mit seiner Tochtergesellschaft Cariad daran bislang gescheitert und denkt nun an 2028.

Im Mercedes hängen an den Domänen Antriebs- und Fahrwerkabstimmung, teilautonomes Fahren, Ladestrategie und Infotainment. Letzteres ist Kunden unter dem Begriff MBUX bekannt, das weithin für seine gute Spracherkennung gelobt wird. Es soll in der nunmehr dritten Generation auf Befehl dauerhaft zuhören und mehrere locker gesprochene Sätze verstehen können. Folgefragen werden mit KI-Programmen wie ChatGPT beantwortet. Das geht dann etwa so: „Hey Mercedes, gibt es in der Nähe einen Nationalpark?“ Fünf Sekunden Pause, dann Antwort des Computers: „Ja, drei Stunden Fahrt entfernt ist der Yosemite-Park, er hat spektakuläre Natur zu bieten.“ „Gibt es dort Bären?“ Fünf Sekunden Pause. „Ja, dort gibt es Bären.“ – „Und kann ich einen Bären streicheln?“ Drei Sekunden Pause. „Besser nicht. Bären können gefährlich sein und rennen schneller als du.“ Ergebnis: Ausflug in den Park, aber die Kinder bleiben lieber im Auto, wenn ein Grizzly auftaucht. Man kann derlei auch so wissen, vieles erklärt sich aus gesundem Menschenverstand, aber die sich neu eröffnenden Möglichkeiten scheinen beachtlich, beängstigend, beflügelnd.

Kundenerlebnis im Sinne des Werbeslogans „Das Beste oder nichts“ steht oben im Anforderungsprofil, da wird nicht mal mehr Rücksicht auf Freunde oder Verwandte genommen. So ist die Entscheidung gefallen, künftig auf die Navigationsdaten von Google zu vertrauen, nicht auf die des Anbieters Here, an dem Mercedes beteiligt ist.

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In der neuen E-Klasse, die im Sommer auf den Markt kommen wird, werden erste Vorboten erlebbar. Mitten auf dem Armaturenbrett ist eine Kamera montiert, die für ernsthafte Videokonferenzen über Webex oder Zoom und spaßige Selfies auf dem optionalen Großbildschirm gedacht ist. Die obligatorisch werdende Fahrerüberwachung hat ihre Linse nahezu unsichtbar im Bildschirm hinter dem Lenkrad. Mercedes meint, sie blicke in eine Zukunft, in der das Auto nie mehr altere. Was jetzt softwaremäßig gemeint ist. Fragt unser unter stundenlangen Updates ein wenig leidender Werkstattmeister: Wer soll das denn warten und reparieren? „Hey Mercedes“ weiß bestimmt die Antwort.

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Das Nerdste oder nichts: Mercedes mit Softwarearchitektur von Google & Co.

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