Im "Iltis" mit Tarnanstrich zum Traualtar

2023-03-01 11:41:37 By : Mr. Julian Pang

"Dienstantritt" der ersten Fahrzeuge: Im November 1978 entstand diese Aufnahme auf dem Theaterplatz in der Ingolstädter Innenstadt. - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Nächsten Freitag startet auf der Audi-Piazza die Oldtimer-Rallye Arabian Historic, die nach Tunesien führt. Mit dabei das Ingolstädter Ehepaar von Carnap mit seinem VW "Iltis". Der Geländewagen wurde ab 1976 für die Bundeswehr in Ingolstadt entwickelt und gebaut – ist also quasi ein Audi.

Insofern haben die vier Ringe auf der Kühlerhaube durchaus ihre Berechtigung. Bernd von Carnap hat sie dort angebracht, denn schließlich arbeitet er auch für den Ingolstädter Automobilkonzern, und zwar in der Technischen Entwicklung als Typikleiter in der Projektsteuerung für den A8. Für ihn ist der "Iltis" eher ein Audi als ein VW. Der Geländewagen, der 1980 sogar die Rallye Paris-Dakar gewann (der damalige Beifahrer arbeitet heute noch bei Audi), war Wegbereiter für den quattro-Antrieb.

Es gibt ein schönes Foto vom "Dienstantritt" der ersten Fahrzeuge im November 1978: Da stehen sie in Reih und Glied auf dem Theatervorplatz in Ingolstadt. Insgesamt wurden 8800 Stück an die Bundeswehr ausgeliefert. Das Foto weckt Kindheitserinnerungen bei dem Ingenieur: "Mein Vater war bei der Bundeswehr. Wenn Tag der offenen Tür in der Kaserne in Bad Reichenhall war, fuhr ich oft im Iltis übers Gelände."

So einen ausgemusterten "Iltis" hat sich Bernd von Carnap vor ein paar Jahren angeschafft als Ausgleich zu seinen Hobby: Er fährt mit großer Leidenschaft ferngesteuerte Autos. Im großen Garten rund ums Einfamilienhäuschen in der Fuggerstraße hat er einen Hindernisparcours mit allen Schikanen gebaut. Man sieht sofort: Hier ist ein echter Tüftler am Werk. "Ich wollte halt nicht immer nur Autos im Maßstab eins zu acht, sondern ein Fahrzeug, von dem man in allen Lebenslagen etwas hat. Und mit Audi sollte das Ganze auch etwas zu tun haben."

Logisch, dass der Ingenieur, der vor dem Studium eine Kfz-Lehre absolvierte, auch an seinem "Iltis" einiges optimiert hat. Das eher spartanisch ausgestattete Allradfahrzeug verfügt über einen i-Pod-Anschluss samt der dazugehörigen Lautsprecherboxen, über Getränkedosenhalter und ein abschließbares Handschuhfach sowie über 12-Volt-Steckdosen, damit sich Kühlbox und Funkgerät anschließen lassen. Denn der "Iltis" ist serienmäßig mit einer 24-Volt-Stromversorgung ausgestattet. Für die bevorstehende Oldtimer-Rallye Arabian Historic hat von Carnap alles an Ersatzteilen dabei – von der Lichtmaschine bis zu diversen Bauteilen wie Scheibenwischermotor oder Glühbirnen.

Auf die Fahrt durch die Wüste unter der fachkundigen Leitung von Herbert Schöffner (bekannt als Experte für DKW-Schnelllaster) freut sich das reiselustige Ehepaar schon sehr. "Das ist artgerechte Haltung für den Wagen", schmunzelt der 39-Jährige. Für seine Ehefrau Marie-Dominique, eine gebürtige Französin, liegt der Reiz darin, einmal etwas ganz anderes zu erleben: "Alleine wären wir nie auf die Idee gekommen, mit dem Wagen nach Tunesien zu fahren. Das wird eine optimale Kombination von Hobby und Urlaub."

Auch sonst ist das Ehepaar viel mit dem alltagstauglichen Geländewagen unterwegs, denn von Carnap vertritt den Standpunkt, dass sein Auto nicht älter werden muss als er selbst: Ob es in das Altmühltal zum Mountainbiken geht, in den Westalpen die Skipisten hinauf – "bis einen der Mut" verlässt" – oder wenn im Sommer Ausfahrten mit dem hiesigen "Munga-Iltis-Stammtisch" auf dem Programm stehen.

"Vergangenes Jahr waren wir in der Gegend von Eining unterwegs", erzählt Marie-Dominique von Carnap. "Als wir mit unseren zehn Iltis durch ein kleines Dorf fuhren, da standen die Leute am Straßenrand und dachten, der Krieg sei ausgebrochen. Dort waren wir die Attraktion schlechthin."

Es versteht sich von selbst, dass das Ehepaar auch im "Iltis" vor die Kirche zum Traualtar rollte – mit einer weißen Rose auf der Motorhaube. "Das war zwar etwas unpraktisch, denn ich musste mich wegen meiner Hochsteckfrisur die ganze Fahrt nach vorne beugen", erinnert sich die 37-Jährige. "Aber der Pfarrer hat nicht schlecht gestaunt."

Ihr Mann nickt, während sie erzählt. "Und an der Ampel erregt man die gleiche Aufmerksamkeit wie mit einem Porsche. Viele Menschen erinnert der Wagen an ihre Bundeswehrzeit." Von Carnap hat für solche Fälle immer einen Scherz auf Lager: "Ich hab’ nicht gedient – aber mein Auto."